Linkradar: 9,99 Euro für ein Buch ist Unsinn

Der Sommer ist da, die Bücher für die Ferien können langsam bestellt werden – und doch ist die Buchszene lange nicht im Sonnenschlaf, sondern beschäftigt sich mit der Zukunft des Verlegens, mit dem Unsinn ihrer Preisgestaltung (vielleicht fing alles mit Frédéric Beigbeders „99 Franc“ an?), mit der Zukunft des Mediums und, weil es bald auf der EU-Agenda steht: Der Neugestaltung des kontinentaleuropäischen Urheberrechts.

11017480_618076314959747_8123981754117682632_nLitheart: So hieß eines der beliebtesten Kulturblogs – bis Samael Falkner (Bild) den Stecker zog. Hier begründet er diese Entscheidung. „Selbst seit Jahren im Literaturbereich hauptberuflich tätig, war mir aufgefallen, dass die Literaturkritik sich heute in den meisten Medien auf die ersten fünf Seiten eines potentiellen Bestsellers stützt. Das wollte ich anders machen. Auf meiner Plattform sollte nur besprochen werden, was bis zum Nachwort wirklich gelesen worden war.“ (Nebenbei: Das sollte selbstverständlich sein.) Aber die Arbeit hat sich nicht in vorab erwarteter Weise ausgezahlt. „Was bleibt? Das diffuse Gefühl, dass man mit einem Kulturblog keine Massen erreicht und das vielleicht auch okay ist.“

Julia-WagnerVerlage neu denken: Das versuchen derzeit viele verschiedene Häuser der Buchbranche. So wandelt sich Bastei-Lübbe zum medienübergreifenden Content-Produzenten. In der Edit hat Jan Wenzel von Spector Books, die „Zwölf Arbeiten des Verlegers“ zusammengefasst – vom „Einkreisen der Gegenwart“ bis „Neue Rezeptionsweisen erproben“. Zuschussverlage wie hier im Spubbles 2.0-Blog beschrieben (und auch auf LesenMitLinks thematisiert) gehören hoffentlich bald der Vergangenheit an. Auf der neuen Seite DeinTextDeinBuch werden jetzt Autoren und Lektoren unkompliziert zusammengebracht. Wie das geht erklärt Seitenbetreiberin Julia Wagner (Bild) hier im WasMitBüchern-Blog.

Ohne Titel99 Cent: Am Wochenende bekam Buchhändlerin Viola Taube aus dem niedersächsischen Nordhorn die Goldene Ehrennadel des Börsenvereins verliehen. In ihrer Rede, die das Börsenblatt dokumentiert erzählt sie, weshalb ihrer Meinung nach Bücher nichts an Tankstellen und beim Discounter zu suchen haben, warum es Unsinn ist, Bücher für 9,99 Euro statt wie früher für 10 anzubieten und was die schnelle Programmabfolge der Verlage bezwecken soll: „Mein Vorschlag an die Verlage ist: machen Sie weniger Bücher, aber dafür teurere! Das Buch hat einen Wert, mein Service der individuellen Beratung auch und ich will weder mich, noch das gedruckte Wort unter Wert verkaufen!“

10646865_700349876722481_9020927876196842817_nBlogroll Literatourismus: Sophie Weigand (Beitragsbild) ist gelernte Buchhändlerin, Kulturwissenschaftsstudentin und leidenschaftliche Rezensentin auf we read indie, Ein Achtel Lorbeerblatt und ihrer eigenen Literaturen-Seite. Sie mag die Beatles, Sherlock Holmes und Hitchcock, ist ein Freundin der Liedermacherkunst, Unterstützerin unabhängiger Buchhandlungen und Verlage und nach eigenen Angaben „musikalisch und filmisch ein bisschen von gestern“. Sie veröffentlich viel und schreibt klug über „Die Zukunft des Buchs“ und die besten Literaturzeitschriften, interviewt Autorinnen und rezensiert mehrmals in der Woche Graphic Novels und Romane.

2014Dietmar_KoesterIn eigener Sache: Morgen läuft ab 19:05 Uhr in Bayern2 Zündfunk Langstrecke mein einstündiges Feature über den Bodybuilding-Kapitalismus und das Kader-Prekariat, für das ich unter anderem Strafrechtler Prof. Martin Heger interviewt habe. Dazu passend steht im Freitag mein Text über den abnehmenden Mann. Ebenfalls gibt es im Freitag eine Besprechung von Frank Witzels RAF-Roman. Ich war diese Woche eingeladen von MdEP Dietmar Köster (Bild) und der Friedrich-Ebert-Stiftung in Brüssel zu einem Workshop, u.a. mit Vertretern von VG Wort, dem Börsenverein, Wikimedia, Verdi, PEN anlässlich der Neugestaltung eines Europäischen Urheberrechts. (mehr dazu später im Blog).

Konsuminventur

MediumRectangleBlogroll_2: Das Supermarktblog von Krautreporter Peer Schader berichtet über den deutschen Lebensmittelhandel. Bis Oktober 2012 erschien das Blog bei FAZ.NET. Seitdem gehört es zum Blogverbund Exciting Commerce. In dieser Woche gibt es einen Bericht über „Mittagessen im Supermarkt? So machen Globus, Rewe und Tesco ihre Kunden satt“ Wir erfahren, dass Globus seine Kette „Fridel“ nennt, eine Kombination aus “frisch” und “delikat” und REWE seine Kette tatsächlich „Oh Angie“ getauft hat. Da wünscht man sich sofort zum IKEA-Angebot, 2010 übrigens die achtgrößte Kette Deutschlands (hier der Umsatz bis 2014). Der NDR hat hier die Möbelhausrestaurants getestet)

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