Linkradar: Bachmann (1. Tag), MfS, VHS und Perlentaucher

Nora Gomringer ist vorerst Favoritin für den heurigen Bachmannpreis. Die Jury sprach von „glänzender Performance“, „großartig und abwechslungsreich“ und „meisterlich komponiert“ – mehr dazu in Jurydiskussion Nora Gomringer. Es ist einer dieser Texte, die Stephan Porombka im Sinn gehabt haben könnte, als er vor wenigen Tagen auf Facebook das obige Bild veröffentlichte mit dem schönen Satz: „Das nächste große Ding: Bücher, mit denen man etwas aufnehmen kann, was man ohne sie überhaupt nicht gesehen hätte.“ Mehr zum Bachmannpreis präsentiert diese Linkliste von Zebrabutter und die heutige „Morgenpost“ der Krautreporter. Unter dem Hashtag #tddl (für: „Tage der deutschsprachigen Literatur) kann man bei Twitter kommentieren oder sich still erfreuen an Tweets wie jener von Frank Krings (aus der Kommunikationsabteilung der Frankfurter Buchmesse): „Nicht verwechseln: #tddl ist das Gegenteil von #tldr.“ Too long; didn’t read ist freilich nicht das Motto dieses Linkradars, der viel Lesezeit beansprucht hat. Es geht um Haldol, eine Kritik-Debatte auf Perlentaucher, um Harry Potter und den reichsten Schriftsteller der Gegenwart. 

10556385_10202123166395058_1730833209294105561_nBachmann vs. DDR: Karsten Krampitz (Bild) hat „gerade in den MfS-Akten entdeckt, dass Ulrich Plenzdorf ohne Honeckers Mitwirkung nie den Bachmann-Preis gewonnen hätte, jedenfalls nicht 1978.“ Das schrieb der Silbermedaillengewinner von 2009 heute auf Facebook. „Honecker hat 1976 dafür gesorgt, dass die Anthologie ‚Berliner Geschichten‘ nicht gedruckt wird. ‚Kein runter, kein fern‘ wäre dort drin gewesen und damit veröffentlicht.  (…) Damals war Literatur noch gefährlich. Jetzt weiß ich auch endlich, woher der Titel kommt: ‚Kein runter, kein fern‘. – Der Vater eines Jungen, so ein Stasi-Offizier, bestraft seinen Sohn immer: Kein runter (draußen spielen), kein fern (-sehen).“

rainald-goetz-popliteraturNimm Haldol, fühlst Du Dich wohl: Mit einem irrlichternden, leider formal inkonsistenten Psychiatrietext trat am Nachmittag Sven Recker an („Krume Knock Out“ erscheint im August bei der Edition Nautilus. Parallelen zum „Irre“-Autor haben sich aufgetan, arbeitete Recker doch ebenfalls als Journalist – wie Rainald Goetz. Über dessen publizistischen Anfänge in den 1970er Jahren (Bild, mit Schnurri) hat Lothar Müller hier einen geschrieben: „Goetz machte die literarische Kritik zu einem seiner Aktionsfelder, zunächst vor allem der Kinder- und Jugendliteratur, so wurde er zum – freundlichen – Rezensenten des im Herbst 1979 erschienenen Romans ‚Die unendliche Geschichte‘ von Michael Ende.“

10372531_818943191452255_7651179987946114439_nÜber die Zukunft des Lesens: So heißen dieser Appell von Wolfram Schütte – und die daran aufgehängte Perlentaucher-Debatte über Literaturkritik im Netz.“ Alle Beiträge gibt es auf dieser Seite, u.a. von Alexander Kluge, Perlentaucher-Chef Thierry Chervel, Rezensentin Dana Buchzik (Bild), Verbrecher-Verleger Jörg Sundermeier. (Mein Text kommt noch.) The Daily Frown hat hier ein wenig rumgeätzt: „Literaturblogger leiden unter Gefallsucht: Statt sich als Rezensenten ernst zu nehmen und souverän gegenüber ihrem Gegenstand zu verhalten, wird vertaggt und verlinkt, was das Zeug hält – damit der Verlag ja mitbekommt, was man Schönes über seine Neuerscheinung geschrieben hat.“ Quatsch.

UnknownAnd Now for Something Completely Different: Krimiautor James Patterson („Alex Cross“) ist in der Top 10 der einkommensstärksten Menschen der vergangenen 12 Monate (mit 89 Millionen Dollar). Das berichtet hier Spiegel.de über die neue Liste des Forbes-Magazins. Eine andere Top-Verdienerin, J.K. Rowling war zur gleichen Zeit ebenfalls in den Schlagzeilen. Sie erklärte „Onkel Vernons Wut auf Harry Potter“. Der Rolling Stone berichtete eben hier, dass die Feindschaft eine lange Geschichte hat. „Sie geht auf die erste Begegnung von Harrys leiblichen Eltern, Lily und James, mit dessen Pflegeeltern Petunia und Vernon, zurück. James amüsierte sich sehr über Vernon und verbarg dies nicht.“

Konsuminventur

VHS-KassetteRetro-Konsim: In der niedersächsischen „Friedensstadt“ Osnabrück, das berichtet hier die örtliche Tageszeitung, ist ein 30.000 Exemplare umfassendes Eldorado der VHS-Kultur entstanden (die Zeitung sagt „Mekka“ – aber wir wissen nicht, ob die dort präsentierten Filme tatsächlich „halal“ sind). „In buchgroßen Boxen mit bunt-reißerischen Covern stehen hier Italo-Western wie „Sein Wechselgeld ist Blei“ gleichberechtigt neben der Hemingway-Verfilmung „Der Tod eines Killers“ mit Lee Marvin und Ronald Reagan oder dem obskuren Biker-kämpfen-in-Vietnam-Film „The Losers – Verdammt, verkommen, verloren“ von 1970, den Quentin Tarantino übrigens in „Pulp Fiction“ zitiert.“ (Bild: Wikipedia)

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