Linkradar: Hotlist-Voting

Die Zukunft ist da, die Buchbranche woanders – deshalb schaut der Linkradar dieser Woche vor und zurück, zu Christian Morgenstern und die Hotlist-Nominierungen, zu Harry Potter und einer schlauen Idee gegen Lebensmittelverschwendung, mit Gruß an alle Produktentwickler, Business Developer, Rechtehändler, Digital Manager, Project Manager, Marketing Experten“.

Ohne TitelJetzt aber schnell: Am 31. Juli läuft die Bewerbungsfrist für den „Young Excellence Award“ des Börsenblatts ab. Ich kann mich nicht bewerben, da ich kaum eine Voraussetzung erfülle: „Macherinnen und Macher, die in ihrem Job eigene Projekte mit Unternehmergeist vorantreiben, z.B. engagierte Buchhändler, Produktentwickler, Business Developer, Rechtehändler, Digital Manager, Project Manager, Marketing Experten“ oder auch „Junge Führungstalente aus dem unteren und mittleren Management, etwa der Sortimentsverantwortliche in der Buchhandlung etc.“ Damit es am Ende nicht mit diesem Text von Sibylle Berg heißt: „Die Zukunft ist da, die Buchbranche woanders.

220px-Morgenstern-h420Vom ganz Neuen zum Alten: 2014 ist Christian-Morgenstern-Jahr. Der Dichter (Bild) starb am 31. März 1914 in Tirol. Es gibt zwei Bücher, die auf gegensätzliche Weise an den „Galgenbrüder“-Vorsitzenden erinnern, an Morgenstern als Satiriker, an Morgenstern als Liebenden. Der Verlag Urachhaus, am Ort der „Stuttgarter Werkausgabe“, erscheinen Liebesgedichte, die Morgenstern vornehmlich der schwedischen Fabrikantentochter Dagny Fett gewidmet hat: „Du bist mein Land./ich deine Flut,/die sehnend dich ummeeret;/Du bist der Strand, dazu mein Blut/ohn’ Ende wiederkehret.“ („Liebesgedichte“, mit einem Nachwort von Jean-Claude Lin, Verlag Urachhaus, 102 Seiten, 12,90 Euro)

9783830362487-b0bf898bChristian Morgenstern wie man ihn kennt, gibt es bei LappanArt in einem großartig bebilderten Band – mit dem Trichter, den Möwen, die alle aussehen, als ob sie Emma hießen, mit den zwei geschwätzigen Wurzeln und dem ästhetischen Wiesel: „Ein Wiesel/saß auf einem Kiesel/inmitten Bachgeriesel. Wisst Ihr/weshalb?/Das Mondkalb/verriet es mit/im Stillen:/Das raffinier-/te Tier/tats um des Reimes willen.“). Mit einem kurzen, knackigen Vorwort von Constanze Steindamm und einer verwirrenden Einleitung von Dr. Gundula Mueller (nom de guerre Morgensterns, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Pädagogin. („Galgenlieder“, mit Bildern von Gerhard Glück, LappanArt, 80 Seiten, 15 Euro)

click-to-look-insideDie Großen, die Kleinen: Alle haben auf Harry Potter geschaut – weil J.K. Rowling kleine Texte auf ihrer Homepage Pottermore veröffentlicht hat (man muss sich anmelden, aber dann kostenlos lesen). Das erste lebenszeichen seit sieben Jahre vom beliebtesten Zauberlehrling der Welt. „We read Indie“-Fans haben zur gleichen Zeit auf die Hotlist der kleinen Verlage geschaut. Bis zum 18. August kann hier abgestimmt werden. 143 unabhängige Verlage haben einen Titel als ihren Hotlist-Anwärter 2014 eingesendet. Das Kuratorium hat 30 Kandidaten für die Hotlist gewählt, darunter „Junge Verlierer“ von Emrah Serbes, „Fearon“ von James Hanley und die Stories von Tessa Müller. (Bild)

Katrin_Bauerfeind_Ideenexpo_3In eigener Sache: In der neu eröffneten VIERx-Rubrik auf LesenMitLinks sind VIERxL.A. und VIERxPrag erschienen. Es gibt neue Texte im Blog zu Büchern von Martin Kordic, David Finck, Severin Winzenburg, Katrin Bauerfeind, Reif Larsen (jetzt im Kino) zum Fußball (vorm glücklichen WM-Finale) und in der Abteilung Wissenschaft unser „Call for Paper“ für die Münsteraner Winterschool und etwas zur #Akzeleration. In Der Freitag gibt es Artikel über Zombies als antikapitalistische Trope und „Die Bildungsreise“ von Hartmut Lange (als Sommertipp). In 1LIVE läuft am Sonntagabend „Keiner hat etwas gesagt“ von Raymond Carver, gelesen von Friederike Kempter (21-22 Uhr).

Konsuminventur

inter3The Ridiculous Potato: Im April hatte LesenMitLinks hier ein Gesetz aus Wallonien vorgestellt, das gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln vorgeht. Dass private Anbieter genauso gute Ideen wie „der Staat“ haben können beweist gerade die französische Supermarktkette Intermarché. Obst und Gemüse, das nicht der Norm entspricht, wird um 30 Prozent vergünstigt an die Verbraucher abgegeben, frei nach dem Motto: „In a soup who cares?“ Es gibt tatsächlich auch die „inglorious vegetable soups“, eigene Claims, Werbung etc. zu „the Grotesque Apple, the Hideous Orange, the Failed Lemon, the Disfigured Eggplant, the Ugly Carrot, and the Unfortunate Clementine.“

Das Beitragsbild kommt als Internetfundstück der Woche von Grant Snider. / Der Linkradar verabschiedet sich nun bis Ende August in die Sommerferien.

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