Linkradar: Buchmesse (Vorschau)

Diese Woche beginnt die Frankfurter Buchmesse – und ich blogge Mittwoch, Donnerstag, Freitag aus meiner airbnb-Unterkunft (sieht doch ganz chic aus). Es gibt einen Top-Favoriten für den Deutschen Buchpreis. Sascha Lobos Bücherportal Sobooks startet. Es gibt einen Rückblick auf eine absurde Rezensionsdebatte (und damit wird Teil 2 meiner vor Kurzem eröffneten Sommerferienschau beendet) und zum Abschluss koche ich Entenbrust „mit sommerlicher Pflaumensauce, Brokkoli und Reis“.

ich-heute-10-vor-8_1Lesen im Netz (1): Dass die elektronische Revolution der Literatur (richtig angepackt) nützt, beschrieb die ehemalige Hanser Berlin-Chefin Elisabeth Ruge vor Kurzem im F.A.Z.-Blog: „Dank neuer Technologien haben wir es nun aber mit barrierefreien Neuerungen zu tun, die – ausschließlich auf digitalen Entwicklungen basierend – Millionen von Menschen mit Einschränkungen oder Behinderungen an einer großen Vielfalt literarischer Texte teilhaben lassen. (…) Und bestimmt ist es auch kein Zufall, dass der Präsident des IDPF (International Digital Publishing Forums), dem u. a. Apple, Google, Adobe sowie eine Vielzahl großer Verlage und Institutionen angehören, selbst blind ist.“

10403961_10201715515242471_551345947806942705_oLesen im Netz (2): Neben dem lediglich gemeinfreie Werke veröffentlichenden Projekt Gutenberg (1971 bereits als Public-Domain-Projekt gestartet) nutzen auch andere die „neuen“ Publikationsmöglichkeiten im Netz. Jederzeit lohnt sich ein Blick zum wissenschaftlichen Anbieter PaperC. Barock ’n Roll-Modedesigner und PaperC-Chef Martin Johann Fröhlich (Bild) ist aktuell nominiert für den Börsenblatt Young Excellence Award. Und er bekommt Konkurrenz von Sascha Lobos kommende Woche startendem Sobooks-Portal, über das ich hier  schon einmal 2013 geschrieben habe. Bei dem im Standrad-Interview angesprochenen Social-Reading-Projekt der SZ geht es übrigens um das hier.

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Buchmesse, Papier und Preise: Einerseits gibt es die digitalen Versuche, begleitet von einer ständig virulenten Mischung aus Euphorie und Furcht. Gleichzeitig wird auf der Buchmesse ab Mittwoch vor allem viel Papier zu begutachten sein. Bereits am morgigen 6. Oktober wird ab 18 Uhr der Deutsche Buchpreis verliehen (hier geht es zum Livestream). Favorit ist Lutz Seilers lustloser DDR-Schmöker „Kruso“ (hier kurz verrissen in 1LIVE Plan B mit Moderator Max von Malotki). In „Der Freitag“ habe ich gerade eine eigene Shortlist veröffentlicht und im LesenMitLinks-Blog etwas zu Feridun Zaimoglus „Isabel“ und zu „Unternehmer“ von Matthias Nawarat geschrieben.

661px-Piper-Verlag_MuenchenTote Hose, volles Haus: Es wird so oder so etwas zu feiern geben. Aber nicht an jeder Stelle. Denn sowohl der Fischer- als auch der Piper-Verlag verzichten in diesem Jahr auf ihre obligatorische Buchmessenparty. Was bleibt: Der Kritiker-Empfang bei Suhrkamp am Mittwochabend. In diesem Jahr liest Clemens J. Setz. Danach geht es entweder zum Österreich-Empfang in der Villa Bonn oder direkt zu Rowohlt, wo man traditionell draußen steht (auch mit Einladung). Donnerstagabend wird es dann bestimmt sehr eng beim Unseld-Empfang in den Räumen der Frankfurter Verlagsanstalt. Dort liest Nino Haratischwili. Freitag, ebenfalls hoffnungslos überbucht: Die Dumont-Party. (Bild: Fischer-Verlagshaus)

220px-Peter-henning-2010-ffm-002Im Blick zurück: Eine krasse Debatte entstand um „Aller Liebe Anfang“, den ersten Roman von Judith Hermann. Edo Reents veröffentlichte in der F.A.Z. einen Verriss, der mit den Worten begann: „Judith Hermann hat zwei Probleme: Sie kann nicht schreiben, und sie hat nichts zu sagen.“ Dem Text wurde schlechter Stil, eine persönliche Abrechnung vorgeworfen. Cicero schrieb: „Ein erschütterndes Beispiel für den Verlust der Maßstäbe gibt derzeit die Literaturkritik ab.“ Die Pointe kam Anfang September. Peter Henning (Bild) hatte ebenfalls im Cicero ein Treffen mit Judith Hermann geschildert – das jedoch nie stattgefunden hatte. Wehe, hier ruft jetzt einer „Gonzo Journalism“!

Konsuminventur

IMG_4084Unverpackt im Gegenteil: „Kleine Hackbällchen in milder Champignon-Frischkäse-Sauce“ oder „Gebratene Entenbrust mit sommerlicher Pflaumensauce, Brokkoli und Reis“ klingen gut. Anbieter wie HelloFresh haben das Kochhaus-Konzept ins Netz geschleppt: Bei ihnen gibt es portionierte Zutaten nebst Rezept für alle, die selbst ihre Mahlzeiten zubereiten, dafür aber an die Hand genommen werden wollen. Ausprobiert habe ich Konkurrent Kochzauber und promt ein absurd großes Paket bekommen (Bild). Darin: viele kleine Tütchen, zwei Pflaumen im Plastikkistchen, eine Kühltasche mit riesigen  Kühlpacks und tatsächlich: Hack (von einer Fleischmanufaktur), Ente, Frischkäse usw. Tut das Not?

Hinweis: Das obige Beitragsbildmit der antiken Schreibmaschine ist entstanden im Rahmen der Gamescom-Veranstaltung „Egoshooter“ im Köln Deutzer raum13 (einem einst verlassenen, nun der Kultur überantwortetem ehemaligen Verwaltungsgebäude des einstigen Weltkonzerns Klöckner-Humboldt-Deutz)

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