Rezension: Das Fest des Windrads

„Als Greta die Eingangshalle der Burnout-Oase betritt, ist es, als träte sie in ein vergangenes Jahrhundert. Knarzender Dielenboden, Kassettendecken, Rauputz, Kristalllüster. Aus den Wänden sprießen Hirschgeweihe. Wer zu nah an der Wand entlanggeht, riskiert sein Augenlicht.“

Die Wiener Managerin eines Endoskop-Herstellers ist auf dem Weg zu einer Messe in San Marino gestrandet – in einem Dorf. Dort leben Menschen wie der geschiedene Taxifahrer Jurek, der wie Bruce Willis aussieht und doch nur im unfertigen Haus seiner verstorbenen Eltern, also im permanenten Provisorium lebt. Greta und Jurek treffen zusammen. Doch sie werden kein Liebespaar. Greta ist versorgt. Sie hat eine Affäre, unverbindlich, mit einem verheirateten Mann.

„Zusätzlich, quasi als Bonus, ist ein verheirateter Mann treu, sofern sich dies sagen lässt. Er ist seiner Affäre treu. Eine dritte Frau tut er sich – vor allem ab einem bestimmten Alter – nicht mehr an.“ Greta ist angeschlagen, weil ihr der vorherige Job zugesetzt hat: „Die Geschichte ging damals durch die Medien, eine einzigartige Synthese aus Mobbing und Stalking, für die Gretas Therapeutin eine eigene Bezeichnung vorschlug: Stabbing.“

Jurek dagegen wäre gern frei für eine Beziehung, macht erste unbeholfene Werbungsversuche, erkennt aber erst langsam, durch die Konfrontation mit Greta, dass er sich den verdrängten und aufgehäuften Lebensproblemen stellen muss. Da kommt die Burnout-Oase ins Spiel und mit ihr eine Wende… „Das Fest des Windrads“ ist keinesfalls Homöopathie zum Aufmalen und Yogi-Tee-Literatur. Der Roman erzählt von einer Lost-Generation der heute Mittdreißiger, die unzufrieden zwischen den Stühlen ausharren. Für den Start-up-Boom der 90er sind sie zu jung und haben daher nichts zurückgelegt. Für die entspannte Haltung der Generation Y sind sie aber zu alt. Mitleid braucht es dazu nicht, aber doch eine Stimme – im besten Falle die von Isabella Straub.

Isabella Straub. „Das Fest des Windrads“, Blumenbar, 352 Seiten, 19 Euro

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