Linkradar: Was soll so ein Quatsch?

Kitsch und die Postmoderne, eine neue Ausgabe der „Edit“-Literaturzeitschrift, Jan Costin Wagner, Großstadtkolumen, intellektueller Horror – neue Themen für den aktuellen Linkradar auf LesenMitLinks, inklusive Pöbeleien, Wunschfee-Wünsche, Beziehungshopper und „Oh Boy, ich hasse Rot!“

Martynova

„Also was soll so ein Quatsch? Das ist unterbelichteter Kitsch, der sich erleuchtet gibt.“ (Stephan Porombkas Reaktion auf einen NZZ-Artikel von Olga Martynova, gepostet auf meiner Facebook-Seite. Artikelzitat: „Vielleicht sind die heutigen postmodernen Texte auch eine Gegenreaktion zur epidemischen Banalisierung und zur Meinung, dass «Kultur» im Grunde überflüssig sei. Darauf, dass auf dem Hintergrund des allverfügbaren Wissens und der sich verflüchtigenden Bildung immer weniger Menschen in der Lage sind, einen längeren zusammenhängenden Text zu lesen und zu verstehen (was das Problem des Kultur-Überflusses irgendwann auf eine nichtpostmodern einfache Art lösen wird).“

Edit

Viel Freude hatte ich mit der neuen „Edit“ aus Leipzig (Bild: Coverausschnitt). In vergangenen Ausgabe habe ich immer wieder Geschichten für 1LIVE Shortstory gefunden. Heuer kommt sie mit einem Dossier über konzeptuelles Schreiben und den drei ausgezeichneten Texten, die beim „Edit Essaypreis 2013“ überzeugt haben. Der erste Preis ging an Noemi Schneider mit „Oh Boy, ich hasse Rot!“, eine assoziative Collage, ausgehend von Altenpflegerin Maike aus Köln, Zweitplatzierte bei GNTM, der via Twitter vorgeworfen wurde, nicht zu wissen, was sie wolle – und wie in Talkshows, BILD-Kampagnen, selbst in der Brigitte (wobei: gerade die!) Sexismus aktualisiert wird.

Wagner

Es gibt einen neuen Kimmo-Joentaa-Krimi von Jan Costin Wagner („Tage des letzten Schnees“ (Galiani, 320 Seiten, 19,99 Euro) Während das gekürzte Hörbuch eher schwachbrüstig daherkommt gehört dieser Roman zum Besseren (wenn auch nicht zum Besten), was der Wahl-Finne bislang geschrieben hat. Spiegel.de und F.A.Z. sehen das ähnlich, in 1LIVE habe ich das Buch kurz in Plan B vorgestellt: Mir gefiel die verstörend Trauergeschichte um ein kleines Mädchen, das Ganze verknüpft mit Rechtsterrorismus, Mordphantasien und Bluträuschen, das scherbenartige von Jan Costin Wagners Plotstruktur, weshalb „Tage des letzten Schnees“ trotz seiner kleinen Ungenauigkeiten unterhält.

Nast

Apropos Unterhaltung: Bereits hier habe ich geschrieben, warum die Großstadtkolumnen von Michael Nast begeisten. Am 31. Januar liest der Berliner im Spreegold. Als Anheizer beschäftigt er sich dieser Woche mit einem klassischen Thema: „Fall in love when you’re ready, not when you’re lonely“. Ausschnitt: „Anfang des Jahres habe ich mich mit einer Frau getroffen, die mir erzählt hat, dass sie in den vergangenen vierzehn Jahren einen Monat lang Single gewesen ist – wenn sie aufrundet. Sie ist neunundzwanzig. Seitdem sie fünfzehn war, ist sie von Beziehung zu Beziehung gesprungen. Sie kam nie zur Ruhe. Offen gestanden fand ich das ein wenig beängstigend, denn unser Treffen war ein Date.“

Sukultur

In eigener Sache: Auf 1LIVE.de gibt es einen Text über Felix Scharlaus Roman „Fünfhunderteins“. On Air war ich vergangene Woche Dienstag unter anderem mit „Abyssus intellectualis – Intellektueller Horror“ (hier geht es zum 1LIVE Plan B-Beitrag mit Ingo Schmoll). In 1LIVE Shortstory senden wir heute „Gelbe Balken“ von Sabine Scholl und kommende Woche die beiden Geschichten „Der Wunsch der Wunschfee“ und „Kafkas Koffer“ von Volker Strübing. Ich arbeite derweil an Teil zwei meines Kanaren-Reigens, der auf Lanzarote spielen wird – und aus dem ich am 10. Februar im Literaturklub Köln lesen werde (Bild). Neue Texte im Blog gibt es über Sport im Nibelungenlied, Clemens Meyer und Ferdinand von Schirach.

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